Zeichnete sich Wil einst durch eine ausgesprochen vielfältige Beizenkultur aus, muss mit Bedauern festgestellt werden, dass in den letzten Jahren kontinuierlich Lokale schliessen mussten. Nach wie vor gibt es eine Vielzahl an sehr guten Restaurants; das Angebot an Bars, Pubs und Clubs ist jedoch stark geschrumpft.
Dabei ist die Gastronomie weit mehr als ein Ort des Essens und Trinkens. Sie bietet Raum für Begegnungen, für das Knüpfen und Pflegen von sozialen Kontakten und für den Austausch zwischen Menschen aus allen Schichten und Generationen. Ob ein spontanes Treffen mit Freunden, eine gemütliche Jass-Runde, ein festliches Essen, ein gutes Konzert, der wohlverdiente Znüni oder Tanzen bis in die frühen Morgenstunden – alle diese Momente tragen zur Lebensqualität und zum sozialen Miteinander bei.
Die Gründe für die Schliessungen sind vielfältig: Umnutzungen in lukrativere Büroräume, gestiegene Miet- und Betriebskosten, Fachkräftemangel oder veränderte Freizeit- und Konsumgewohnheiten. Für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt wäre es jedoch fatal, wenn diese wertvollen Orte der Begegnung weiter verschwinden würden.
Natürlich kann die Politik Unterstützung leisten, zum Beispiel durch den Abbau von bürokratischen Hürden oder Massnahmen zur Stärkung des Fachkräftenachwuchses. Doch gefragt sind vor allem wir selbst: indem wir regelmässig unsere lokalen Betriebe besuchen und ihnen damit für ihre Arbeit Wertschätzung entgegenbringen.
Die Beizen sind zusammen mit unseren Vereinen und dem Gewerbe das Herzstück unserer Stadt. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass dieses Herz weiter schlägt – für Vielfalt und Attraktivität und für unser gemeinsames Wohlbefinden. In diesem Sinne: Prost!
Mike Sarbach, Kantonsart, Stadtparlamentarier, GRÜNE prowil
Quelle: 16.1.2025, Wiler Nachrichten, PolitTalk