Es ist amtlich: Im frisch sanierten Hof zu Wil wird Schützengarten aus der Kantonshauptstadt ausgeschenkt – und nicht Thurbobräu aus der Äbtestadt. Nachdem sich Wiler Bierfreunde gegen diese Vergabe gewehrt hatten, ziehen sie nun ihre Beschwerde beim Verwaltungsgericht zurück. Das sind die Hintergründe.
Das Thema wird in Wil grad emotional diskutiert. Soll das neue Bier im Hof zu Wil – unbestrittenes Wahrzeichen der Stadt – aus der Kantonshauptstadt kommen? Ja, findet die Stiftung Hof zu Wil, weil die Firma Schützengarten aus ihrer Sicht das beste Konzept eingereicht hat. Nein, findet etwa die Wiler Politik, welche sich in einem von allen Fraktionen unterschriebenen Vorstoss dafür eingesetzt hat, dass ein Wiler Bier ausgeschenkt wird.
Doch nun steht fest: Schützengarten wird das neue Wiler Hofbier herstellen. Dies war zwischenzeitlich infrage gestellt worden, als der Verein Idée Wil – er zeichnet für das Wiler Thurbobräu verantwortlich – beim Verwaltungsgericht des Kantons St.Gallen eine Beschwerde gegen die Vergabe eingereicht hatte. Idée Wil hatte sich auch darum bemüht, das Hofbier herzustellen, war aber unterlegen. Eine aus der Beschwerde resultierende superprovisorische Verfügung hatte zur Folge, dass die Stiftung Hof zu Wil zwischenzeitlich keine Verträge unterschreiben durfte.
Signale für «stimmige Lösung»
Doch nun hat Idée Wil die Beschwerde zurückgezogen. Dies nach einem Gespräch, welches vor wenigen Tagen mit den Verantwortlichen der Stiftung Hof zu Wil stattgefunden hatte. Man habe «positive Signale erhalten, dass eine für beide Seiten stimmige Lösung gefunden werden kann», lässt Idée Wil in einer Mitteilung verlauten. Auf Anfrage dieser Zeitung präzisiert Vorstandsmitglied Roman Gehrer: «Wir sind ein Wiler Bier und wollen auch unseren Platz im neuen Hof haben. Die Stiftung sieht das und signalisierte uns, offen zu sein für Gespräche.» Man habe vereinbart, zeitnah Verhandlungen «mit konstruktiver Haltung» aufzunehmen.
Doch was gibt es eigentlich zu verhandeln? Denn immerhin ist mit dem Rückzug der Beschwerde nun klar, dass der Zuschlag für das Hofbier bei Schützengarten bleibt. Bei den Verhandlungen dürfte es um die Bier-Lounge gehen, welche Teil des im Sommer 2026 fertig sanierten Hof zu Wil ist. Verbunden mit der Frage, ob und unter welchen Konditionen Idée Wil Teil dieser Lounge sein kann. Oder es geht um die Frage, ob Thurbobräu bei gewissen Veranstaltungen in Zusammenhang mit dem Hof zu Wil berücksichtigt wird.
Für Gehrer ist klar: «Wir hatten schon immer einen starken Bezug zum Hof. Unser Bier ist der Nachfolger des letzten Biersuds, der noch bis zum Jahr 1982 im Hof gebraut wurde. Nun gibt es verschiedene Wege, um Synergien nutzen zu können. Wir wollen zusammen mit der Stiftung Hof zu Wil etwas bewirken.»
Wunsch nach Lokalkolorit bleibt
Und wie reagiert die Wiler Politik? Michael Sarbach von den Grünen Prowil, der bei besagtem Vorstoss im Parlament als Sprecher aufgetreten ist, sagt: «Wir begrüssen sehr, dass sich die Stiftung Hof zu Wil offen zeigt für Verhandlungen. Und wir hoffen auf eine Lösung, welche für alle involvierten Parteien zufriedenstellend ist.»
Es bleiben für Sarbach aber einige grundsätzliche Fragen. Zum Beispiel jene, ob es die Aufgabe der Stiftung Hof zu Wil ist, ein zusätzliches Bier zu lancieren. «Es würde sich um eine gute Idee handeln, wenn sie neu wäre oder das Bier vor Ort gebraut würde. Aber das vorgestellte Konzept wird seit über zwanzig Jahren von Idée Wil umgesetzt», sagt der Grünen-Politiker. Die angedachte Lounge könnte aus seiner Sicht auch mit lokalen Spezialitäten, insbesondere mit bereits existierenden Wiler Bieren, umgesetzt werden. «Wohl zurecht wird die Befürchtung geäussert, dass ein weiteres Stadtbier mit dem Netzwerk und der Marketing-Power einer Grossbrauerei im Rücken unter Umständen existenzbedrohend sein könnte für das Thurbobräu und die anderen Wiler Kleinbrauereien. Vor allem dann, wenn das neue Hofbier auch im Detailhandel, über Getränkelieferanten und in weiteren Gastrobetrieben ausserhalb des Hofs verkauft würde», sagt Sarbach.
Das neue Wiler Hofbier kommt also aus St.Gallen. Weitere Details sind noch nicht klar. Eine entsprechende Anfrage an die Stiftung Hof zu Wil blieb am Mittwoch bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Bildlegende: Auch wenn es sich bei diesem Bild um eine Fotomontage für einen letztjährigen Aprilscherz handelt: Der Verein Idée Wil möchte im umgebauten Hof zu Wil präsent sein.
Zur Interpellation: https://www.stadtwil.ch/politbusiness/2317213
Quelle: Wiler Zeitung, 19.2.2025, Simon Dudle