«Die Lage ist inzwischen prekär»: Der Wiler Partytempel Gare de Lion soll für 4,3 Millionen Franken saniert werden

Das Veranstaltungslokal Gare de Lion hat dringend eine Sanierung nötig. Schon seit dem Jahr 2019 gibt es ein Projekt für einen neuen Kulturbahnhof. Verändert hat sich seither nichts. Doch nun wird es konkret und das Projekt kommt vors Stadtparlament. 

Das Wiler Veranstaltungslokal Gare de Lion ist in die Jahre gekommen. Die Infrastruktur passt gemäss den Betreibern nicht mehr zum Veranstaltungsniveau. Im Backstagebereich der Künstlerinnen und Künstler gibt es zum Beispiel keine Toilette oder Umkleidekabinen. Auch die Stromversorgung, die Kanalisation und die Isolation sorgen nach 30 Jahren Betrieb für Probleme. Bastellösungen und Flexibilität stehen im Kulturbahnhof auf dem Tagesprogramm.

Der Verein, der das Lokal betreibt, und die Stadt Wil als Gebäudebesitzerin haben im Jahr 2019 ein Sanierungsprojekt für den Gare de Lion ausgearbeitet. Verantwortlich für die Neugestaltung ist das St.Galler Architekturbüro Atelier Barão-Hutter. Die Bauarbeiten hätten ursprünglich Ende des vergangenen Jahres abgeschlossen sein sollen.

Getan hat sich seither aber nichts. Als Grund nennt Urs Müller, Departementsleiter für Bau, Umwelt und Verkehr der Stadt Wil, ungeklärte Fragen bezüglich Baurecht und den Absichten der Silo AG als Landeigentümerin. Nun wird die Realisierung des Projekts aber konkret.

Gare de Lion kann künftig mehr Formate anbieten

Der Wiler Stadtrat beantragt dem Stadtparlament einen Kredit von über 4,3 Millionen Franken für die Sanierung des Kulturbahnhofs. Die Freude bei den Verantwortlichen des Gare de Lion ist gross: «Das ganze Team hat während Monaten darauf gewartet, dass die nächsten Schritte folgen können. Nun wurde das Projekt endlich zuhanden des Stadtparlaments verabschiedet», sagt Michael Sarbach, Vorstandsmitglied des Kulturbahnhofs.

Das konkrete Projekt sieht vor, die zentrale Halle von allen Einbaumöbeln zu befreien. Unter einem neuen Dach werden alle Nebenräume zu einem grossen Raum vereint. Momentan dient das Büro der Betriebsleitung gleichzeitig als Lager. Sarbach sagt: «Überall fehlt es an Platz und Lagermöglichkeiten. Ein Grossteil unseres Materials ist auf der anderen Seite der Stadt im Zeughaus gelagert.» Dazu kommen knifflige Situationen rund um die Sicherheit im Eingangsbereich. 

Am meisten freut sich die Betriebsgruppe auf eine professionelle Konzertlocation mit zeitgemässer Infrastruktur. «Dazu gehört unter anderem auch, dass wir den Künstlerinnen und Künstlern einen Backstage-Bereich anbieten können, welcher diesen Namen verdient und über eine Toilette verfügt», sagt Sarbach. Ausserdem habe er auch nichts dagegen, wenn nicht mehr zu dritt oder viert, Schulter an Schulter auf vier Quadratmeter gearbeitet werden muss.

Dank einer anpassbaren Bühne soll das Veranstaltungslokal künftig noch mehr Formate anbieten können als bisher. Nebst Partys und Konzerten sollen im Gare de Lion nach dem Umbau auch Lesungen, Poetry-Slams und Vorträge stattfinden.

Betreiber freuen sich auf normale Umstände

Dass das Lokal saniert wird, ist für den Gare de Lion von grosser Bedeutung. «Primär heisst das für uns, dass wir endlich unter normalen Umständen arbeiten können. Eine Sanierung ist seit Jahren überfällig und die Lage inzwischen prekär», sagt Sarbach. So faulen inzwischen zum Beispiel die Böden durch, das Dach sei nicht mehr dicht und die Lüftung habe ihr Lebensende erreicht. 

Für die gesamte Umsetzung rechnen die Architekten mit einem Zeitbedarf von rund zwei Jahren. Der Umbau könnte somit bis Anfang 2026 umgesetzt werden. Dafür muss aber die Bewilligung ohne Rechtsmittelverfahren erfolgen. Während der Bauarbeiten bleibt der Gare de Lion geschlossen. 

Sollte das Parlament den Antrag ablehnen, wären gemäss den Betreibern diverse Sofortmassnahmen nötig. Es müsste unter anderem die gesamte Gebäudeelektronik, die Kanalisation, die beiden Container-Anbauten und die Lüftung umgehend erneuert werden. «Parallel dazu müsste in hohem Tempo ein neues Projekt aufgegleist werden mit diversen Sanierungsmassnahmen am Gebäude und mit Erweiterungsbauten», sagt Sarbach.

Quelle: Wiler Zeitung / Tagblatt, Ambra Elia, 8.7.2023

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