Fast durchgängig kritisierten die Fraktionen im Wiler Stadtparlament am Donnerstagabend die hohen Kosten des Werkhof-Neubaus. Doch kein Sparvorschlag war mehrheitsfähig. Nun fehlt noch das Ja des Wiler Stimmvolks.
Dass der neue Wiler Werkhof des Architekten Matthias Bär kein Schnäppchen wird, wusste das Stadtparlament schon länger. War der Neubau an der St.Gallerstrasse beim Fürstenlandkreisel im Osten der Stadt anfangs noch mit 20 Millionen Franken veranschlagt, beantragte der Stadtrat schliesslich einen Baukredit von 25,5 Millionen Franken. Die vorberatende Bau- und Verkehrskommission kam sogar auf 25,9 Millionen, da sie die Kosten einer Photovoltaikanlage dazuzählte.
Trotzdem sorgte der Kredit, über den das Parlament am Donnerstag in erster Lesung beriet, in der Tonhalle für Gesprächsstoff: «Die Kosten sind schon gewaltig für etwas, das letztlich eine Garage mit Werkstatt ist», sagte beispielsweise FDP-Parlamentarierin Cornelia Kunz. Und SP-Fraktionschef Christof Kälin nannte das Gebäude, das als nachhaltiger Holzbau geplant ist, «enorm teuer». SVP-Stadträtin Ursula Egli argumentierte: «Wir haben ein spezielles Augenmerk auf die Architektur gelegt, weil der Bau im Osten Wils quasi das Eingangstor zur Stadt darstellen wird. So etwas schlägt sich natürlich auch auf die Kosten nieder.»
Fraktionen konnten sich beim Sparen nicht einigen
Tatsächlich blieb es bei generellen Unmutsbekundungen. Das Gesamtprojekt an sich wurde nicht in Frage gestellt. «Es ist ein sehr teures, aber notwendiges Projekt», sagte etwa Marco Albrecht (SVP). In der Schlussabstimmung der ersten Lesung gab es dann gar ein einstimmiges Ja zum Bruttokredit von 25,9 Millionen Franken. Es darf davon ausgegangen werden, dass dies vom Parlament in zweiter Lesung nach den Sommerferien bestätigt wird. Das letzte Wort hat aber das Wiler Stimmvolk, da der Beschluss dem obligatorischen Referendum untersteht.
Laut Urs Etter, Präsident der Bau- und Verkehrskommission, seien in der Vorberatung durchaus Sparvorschläge diskutiert worden, doch habe man sich nicht einigen können. Leicht frustriert hielt Cornelia Kunz fest, warum die FDP-Fraktion letztlich zustimmte: «Das Projekt neu aufzugleisen würde uns wohl um Jahre zurückwerfen. Und das ohne Garantie, dass es am Ende günstiger käme.»
Kunst am Bau für 170’000 Franken bewilligt
Wäre es nach der SVP und der Mitte gegangen, wären am Donnerstag 170’000 Franken eingespart worden. Doch der Antrag der SVP, beim Werkhof auf ein Budget für Kunst am Bau zu verzichten, unterlag mit 15 zu 22 Stimmen, da die Freisinnigen ihre bürgerlichen Partner hängen liessen. «Die SVP ist nicht per se gegen Kunst am Bau. Doch bei einem reinen Zweckbau wie dem Werkhof sehen wir keinen Sinn und Mehrwert für die Allgemeinheit», sagte Albrecht. Er befürchtete gar, dass ein Kunstwerk auf dem Gelände den Arbeitenden im Weg stehen könnte.
Dies verfing aber genauso wenig wie die Warnung von Mitte-Chef Reto Gehrig, dass man nicht heute 170’000 Franken durchwinken dürfe, nur um an der Budgetsitzung Ende Jahr dann diverse Streichungsanträge von 10’000 oder 20’000 Franken zu stellen. «Kunst am Bau ist garantiert nicht sinnlos. Es ist ein wichtiges Element der Kulturförderung», hielt Michael Sarbach (Grüne Prowil) dagegen. Die Höhe des Betrags richte sich nach der gängigen Regel, etwa ein Prozent der Gebäudebaukosten – hier gut 17 Millionen Franken – dafür aufzuwenden.
Weniger gut kam bei Grünen und SP an, dass der Werkhof bloss ein- bis zweigeschossig gebaut wird. Kälin sagte: «Es ist eigentlich ein No-Go, hier nicht im Sinne der Verdichtung höher zu bauen und die Fläche nicht besser zu nutzen.» Ungenutzte obere Stockwerke hätte man in seinen Augen vermieten können. Sarbach pflichtete ihm bei: «Das ist kein haushälterischer Umgang mit Bauland.»
Stimmen die Wilerinnen und Wiler dem Grossprojekt voraussichtlich noch dieses Jahr zu, ist der Baustart im Sommer 2026 und der Bezug 2028 vorgesehen.
Quelle: Wiler Zeitung / Tagblatt, Michael Nittnaus, 27.6.2024