Michael Sarbach und Matthias Loepfe kämpfen um den Spielplatz Freizeithaus Rossrüti. Ein Teil davon soll dem Hochwasserschutzprojekt weichen – obwohl die Strasse daneben zukünftig vermutlich ohnehin verschmälert wird. Für die Wiler Stadtparlamentarier der Grünen prowil unverständlich.
Rossrüti Für so manche Rossrüter und Rossrüterinnen beginnt ihr Dorf nicht beim Ortsschild kurz vor dem Spar, sondern beim Spielplatz an der Oberdorf-/Freudenbergstrasse. Er ist der Treffpunkt für Familien, ältere Leute, aber auch für die Jugend. Bald soll jedoch ein grosser Teil davon dem Hochwasserschutzprojekt Region Wil (WN vom 29. September: «Auf der Spur des Hochwasserschutzes») weichen müssen. Das passt den beiden Wiler Stadtparlamentariern Michael Sarbach und Matthias Loepfe von den Grünen prowil gar nicht.
Spielgeräte und Platane in Gefahr
Beide Rossrüter haben eigene Kinder und besuchen den Spielplatz ein paar Schritte von ihrem Zuhause entfernt sehr gerne. Für Matthias Loepfe hat er eine ganz besondere Bedeutung: «Mein Vater setzte sich vor rund 30 Jahren dafür ein, dass die Platane darauf gepflanzt wird», so der Parlamentarier. Nach genauerer Betrachtung der Pläne sehen er und Michael Sarbach rund einen Drittel des Spielplatzes in Gefahr – und damit auch den mittlerweile stolzen, hohen Baum. Loepfe zeigt auf das Bänkli vor der Platane. Bis dorthin soll der neue Gewässerraum ungefähr reichen. «Zwar hätten die Kinder ein flacher abfallendes Bachbett zum Spielen. Doch das darf nicht auf Kosten der Platane und der Spielgeräte gehen. Das Wurzelwerk wird sicher in Mitleidenschaft gezogen und die Schaukel sowie ein Bänkli müssten weichen», sagt er besorgt.
Auch Strasse einbeziehen
Was Loepfe und Sarbach hauptsächlich stört, ist, dass nur der Spielplatz Land hergeben soll, während auf der anderen Seite, auf der Strasse, alles gleich bleiben soll wie bisher. Aktuell handelt es sich dort um eine 50er-Zone – noch. Doch da der Stadtrat den Grundsatz verfolgt, die Stadt in den nächsten Jahren verkehrsberuhigend zu gestalten, rechnet Sarbach damit, dass bald auch hier eine Temporeduktion realisiert und der Strassenraum verschmälert werden kann. «Wieso die Chance nicht jetzt schon packen und den gewonnenen Platz für den Gewässerraum nutzen? Es wäre der perfekte Moment», findet Sarbach. Loepfe nickt und meint: «Schon ein, zwei Meter mehr würden für den Spielplatz und die Platane enorm viel bedeuten.» In der Mitwirkungsphase des Spielplatzprojekts äusserten auch mehrere Rossrüter und Rossrüterinnen den Wunsch, einen Teil der Strasse miteinzubeziehen. Doch darauf sei der Stadtrat nicht eingegangen und habe das Projekt einfach durchgewinkt, so Michael Sarbach. «Ich finde das absolut unverständlich», fügt er an.
Gesamtheit ist wichtig
Sarbach und Loepfe betonen, dass man nicht zwingend für eine 30er-Zone sein müsse. Es sei jedoch wichtig, die Hochwasserschutzmassnahme beim Spielplatz nicht separat anzuschauen, sondern auch den Raum rundherum, sprich den Spielplatz, den Baum und die Strassengestaltung. «Hier bräuchte es ein gesamtheitliches Konzept», findet Sarbach. Bei der Stadt habe es geheissen, dass Strassensanierungen nichts mit dem Hochwasserschutz zu tun hätten. «Bei der Konstanzer-strasse und dem Hochwasserschutz hatte es noch anders geklungen: Dort wurde gesagt, die Projekte seien stark voneinander abhängig. Wieso also sollte es hier anders sein?» Michael Sarbach und Matthias Loepfe hoffen, dass die Bedenken der Bevölkerung doch noch Gehör finden. Dass es sich nicht um Einzelinteressen, sondern um die des ganzen Dorfs handle, habe sich an der kürzlichen Versammlung der Interessengemeinschaft Rossrüti gezeigt. «Das Freizeithaus neben dem Spielplatz war pumpenvoll und der Tenor ganz klar: Wenn es Möglichkeiten gibt, um beim Gewässerraum auszuweichen, dann sollte dies getan werden», so Sarbach. Aufgrund von Abwesenheiten konnte die Stadt Wil bis vor WN-Redaktionsschluss keine Stellung nehmen.
Quelle: Wiler Nachrichten, 13.10.2022. Bild & Text: Darina Schweizer