Drei Vertreterinnen und Vertreter aus dem Wahlkreis Wil erlebten in der April-Session erstmals eine Session im Kantonsratssaal. Sie heissen die Rückkehr ins Regierungsgebäude gut, obwohl sie auch Nachteile sehen.
Die April-Session des Kantonsrats war speziell: Nach zehn Gastspielen in den Olma-Hallen tagte das Parlament diese Woche wieder im Ratssaal im Regierungsgebäude. Weil seit dem Wechsel ins Exil eine Gesamterneuerungswahl stattgefunden hatte und darüber hinaus einige Parlamentarier während der Legislaturperiode nachgerückt waren, erlebten mehrere Kantonsrätinnen und Kantonsräte erstmals eine Session im Ratssaal.
Das gilt auch für fünf Parlamentarier aus den Wahlkreisen Toggenburg und Wil: Andrea Abderhalden und Adrian Gmür (beide Toggenburg) sowie Franziska Cavelti Häller, Michael Sarbach und Monika Scherrer (alle Wahlkreis Wil).
«Einzigartige und geschichtsträchtige Atmosphäre»
Franziska Cavelti Häller (GLP, Jonschwil) begrüsst es, dass das Parlament im Kantonsratssaal tagen kann.
«Die Atmosphäre im ehrwürdigen Ratssaal ist einzigartig und geschichtsträchtig. Der Respekt vor der Aufgabe wird noch offensichtlicher. Die Nähe lässt mehr Austausch zu, was für die Arbeit förderlich ist.»
Zudem findet die Jonschwilerin es sehr angenehm, mit Tageslicht und Fenstern das «Bunkerambiente» der Olma-Hallen zu verlassen. Allerdings sei der Lärmpegel deutlich höher, hält Franziska Cavelti Häller fest.
Freude über die Rückkehr
Der Wiler Michael Sarbach (Grüne) hat sich auf die Rückkehr des Kantonsrates ins Regierungsgebäude gefreut, wie er sagt:
«Der ‹politische Geist› ist für mich hier im ehrwürdigen, traditionsreichen Saal viel stärker spürbar und die Debatten wirken lebendiger.»
Gewöhnungsbedürftig seien der Umstand, dass man im Regierungsgebäude viel weniger Platz habe, und die Akustik. Im Gegensatz zur Olma-Halle ist der konstante Geräuschpegel im Saal merklich höher, hat Michael Sarbach festgestellt.
«Spontane Besprechungen mit anderen Parlamentsmitgliedern während des Betriebs sind aufgrund der engen Gänge herausfordernder. Das ist jedoch alles eine Frage der Gewohnheit; der Kantonsrat gehört ins Regierungsgebäude.»
«Vorteile des Kantonsratssaals überwiegen»
Nach ihren ersten Eindrücken wäre die Wahl von Monika Scherrer (Mitte, Degersheim) auf den Olma-Standort gefallen, wie sie sagt. Zum einen wegen der Platzverhältnisse, zum anderen wegen des Geräuschpegels, welcher im Ratssaal um einiges höher sei als am Standort in den Olma-Hallen. Trotzdem begrüsst auch die Gemeindepräsidentin von Degersheim die Rückkehr an den traditionellen Sitzungsort.
«Ich denke, dass man sich sehr schnell an den Kantonsratssaal und die Gepflogenheiten gewöhnt und dass die Vorteile hier überwiegen.»
Tagblatt / Wiler Zeitung, 20.4.2022. Bild: Benjamin Manser, Text: Martin Knoepfel