Wiler Hofbier-Vergabe an «Schüga» sorgt für Kritik: Parteien setzen sich fürs lokale Thurbobräu ein

Kommentar: Es geht nicht darum, dass die Brauerei Schützengarten keine geeignete Partnerin wäre, sondern um Wertschätzung gegenüber dem Verein IdéeWil, welcher sich seit 20 Jahren grösstenteils ehrenamtlich für die lokale Bierkultur engagiert.

Ende November entschied die Stiftung Hof zu Wil, dass die Brauerei Schützengarten das neu lancierte Wiler Hofbier brauen darf. Nun fragen alle fünf Fraktionen im Stadtparlament, ob Thurbobräu doch noch eine Chance bekommt.

Die Stiftung Hof zu Wil hat Ende November kommuniziert, dass das neu geplante Wiler Hofbier von der St.Galler Brauerei Schützengarten gebraut werden soll (diese Zeitung berichtete). Nun schreiben fünf Stadtparlamentarier aus allen fünf Fraktionen in einer gemeinsamen Mitteilung: «Dieser Entscheid kam für viele Personen überraschend und löste teilweise Unverständnis aus, da die zuvor angekündigte Idee eines lokalen Biers mit Braugerste aus Wil doch bereits seit zwei Jahrzehnten in Form des Wiler Thurbobräu umgesetzt wird.»

Die genauen Gründe für diesen Entscheid seien seitens Stiftung Hof nicht näher ausgeführt worden. Am Montag haben darum Marcel Malgaroli (FDP), Michael Sarbach (Grüne Prowil), Pascal Stieger (SVP), Matthias Schlegel (SP) und Reto Gehrig (Mitte) eine dringliche Interpellation zu diesem Thema eingereicht. Den Interpellanten ist es wichtig zu betonen, dass die Brauerei Schützengarten zweifellos eine sehr gute Partnerin für dieses oder andere Projekt ist.

Thurbobräu hatte sich auch beworben

Aber: «Es gilt auch anzuerkennen, dass sich mit dem Verein Idée Wil seit 2004 eine Gruppe von Wilerinnen und Wilern grösstenteils ehrenamtlich äusserst aktiv für lokale Produkte und damit für die Wiler Bierkultur einsetzt. Das prominenteste Beispiel: Thurbobräu.» Auch der Verein Idée Wil habe sich an der Ausschreibung beteiligt und ein ansprechendes Konzept für das neue Bier, Ideen zur Gestaltung der neuen Wiler-Hofbräu-Lounge sowie Strategien für die Vermarktung vorgelegt.

Selbstverständlich liege die Wahl des Partners bei der Stiftung Hof zu Wil, heisst es im Schreiben weiter. Trotzdem seien einige Bürgerinnen und Bürger mit Fragen diesbezüglich an Idée Wil gelangt. «Es wurde unter anderem die Befürchtung geäussert, dass dieser Entscheid einschneidende Nachteile für den Verein Idée Wil mit sich bringen könnte – zum Beispiel, dass das Thurbobräu künftig nicht mehr an Anlässen in Zusammenhang mit dem «Hof zu Wil» oder in der näheren Umgebung ausgeschenkt wird.»

Kommt es zu einer Zusammenarbeit?

Die Frage nach dem Bier im Hof zu Wil sei bei einem Teil der Bevölkerung nicht nur ein Thema, welches interessiert und emotional diskutiert werde, es bestehe offensichtlich auch zusätzlicher Informationsbedarf. Da der Hof zu Wil massgeblich von der Stadt Wil finanziert werde und Stadtpräsident Hans Mäder der Stiftung von Amtes wegen vorstehe, stellen die Interpellanten dem Stadtrat folgende Fragen:

Nach welchen Kriterien ist die Vergabe an das Siegerprojekt erfolgt? Welche Punkte haben schlussendlich zum Zuschlag an die Brauerei Schützengarten geführt? Welche Rolle spielt die Brauerei Schützengarten in der Stiftung Hof zu Wil, speziell auch im Rahmen der dritten Bauetappe? Wird der Stadtrat auch in Zukunft darum bemüht sein, dass an Anlässen der Stadt Wil auch Thurbobräu und andere Wiler Biere angeboten werden? Kann sich der Stadtrat vorstellen, das Schützengarten im Hof mit dem Verein Idée Wil und allenfalls anderen Wiler Brauereien eine Zusammenarbeit im Sinne der Wiler Bierkultur anstreben könnte?

Die Interpellanten beantragen, ihren Vorstoss dringlich zu behandeln. Dies müsste vom Parlamentspräsidium beschlossen werden. Dann würde das Geschäft voraussichtlich an der kommenden Parlamentssitzung behandelt. Auf Anfrage weist Stadtsprecher Michel Burtscher allerdings darauf hin, dass das Präsidium bereits diesen Mittwoch tagt und die Stadtratsantwort bis dahin nicht vorliegt. Er geht daher davon aus, dass die Interpellation frühestens an der zweiten Sitzung des Jahres am 6. Februar behandelt wird. Zumal die erste Sitzung vom 9. Januar wegen der traditionellen Parlamentspräsidiumsfeier in der Regel verkürzt stattfindet.

Quelle: Wiler Zeitung, 9.12.2024, Michael Nittnaus, Bild: Arthur Gamsa

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