Am Samstag ist es so weit: Michael Sarbach und Christoph Inhelder spielen mit ihrer Band Frantic am «Rock am Weier». Wenige Stunden vor der Schweizer Mundartgrösse Baschi. Im Interview sagen sie, was sie von dessen Auftritt erwarten und was das Wiler Festival für sie besonders macht.
Es hat sechs Jahre gedauert, bis Ihre Band Frantic Ende 2022 ein neues Album «Owls & Birds» herausbrachte. Damit auf Tour zu gehen, war nie der Plan. Und doch spielen Sie dieses Jahr am Rock am Weier. Ist das Wiler Gratis-Open-Air eine Ausnahme?
Michael Sarbach (Sänger, Gitarrist): Ja, absolut! Wir haben nach der Veröffentlichung einige Konzert- und Open-Air-Anfragen bekommen, aber fast alle abgesagt. Immerhin sind wir inzwischen alle um die vierzig Jahre alt, haben Kinder im Kindergarten- und Primarschulalter, Jobs, einige Bandmitglieder wohnen nicht mehr in der Region Wil. Da ist es einfach schwierig, noch so viele Konzerte zu spielen.
Christoph Inhelder (Piano, Synthesizer): Und auch die Zeit zum Proben zu finden!
Sarbach: Ja, das auch. Früher probten wir zweimal die Woche. Jetzt müssen wir uns ein halbes Jahr vor einem Auftritt mit der Agenda zusammensetzen und unsere Proben planen. Aber für das Rock am Weier machen wir das gerne. Das Festival ist und bleibt etwas Besonderes für uns.
Weshalb? Fühlt es sich an wie ein Heimspiel?
Sarbach: Ja, so könnte man das sagen. Wir kennen die Leute, die Stadt, den Weier. Und seit es das Rock am Weier gibt, bin ich dabei. Von der ersten Stunde sozusagen. Zunächst als Helfer. Dann auch mit der Band.
Inhelder: Wir haben zudem sehr gute Erinnerungen an unseren letzten Auftritt am Rock am Weier. Das war 2016. Damals spielten wir später am Abend. Es war die perfekte Uhrzeit und super Stimmung. Der Auftritt hat wahnsinnig Spass gemacht.
Nun werden Sie nicht bis spät in die Nacht spielen können. Ihr Konzert ist für den frühen Samstagabend angedacht.
Sarbach: Ja, und auch das passt gerade wieder super. Jetzt werden unsere Kinder uns erstmals auf der Bühne am Rock am Weier sehen. Darauf freue ich mich sehr. Würden wir später am Abend spielen, wäre das schwieriger.
Kommen auf die Frantic-Fans eigentlich noch ein paar Überraschungen zu?
Inhelder: Sie werden auf jeden Fall fast die Ersten sein, die unsere neuen Songs live hören werden. Wir sind mit dem neuen Album erst zweimal aufgetreten. Es gibt aber auch bei der Bandzusammenstellung eine kleine Überraschung. Am Bass wird uns Andrea Eisenring von «Goodbye Grace» auf der Bühne unterstützen. Die echten Fans kennen sie: Andrea ist auch schon früher an Konzerten eingesprungen, wenn Baba ausfiel.
Wird man Sie abseits Ihres Auftritts auf dem Festivalgelände sehen?
Sarbach: Mit der Familie gehe ich jeweils gerne ans Kinderprogramm. In diesem Jahr wird das aber knapp, weil wir uns auf den eigenen Auftritt vorbereiten müssen. Das Konzert von Kaufmann werden wir aber sicher besuchen. Die Band ist sozusagen unser scheuer Wegbegleiter. Sie sind uns an Konzerten und Festivals immer wieder über den Weg gelaufen. Ausserdem haben wir im selben Studio Songs aufgenommen.
Inhelder: Ansonsten lernen wir auch gerne neue Künstlerinnen und Künstler vor Ort kennen. Meist trifft man uns links vom Mischpult. Da ist der Sound am besten.
Mit Baschi kommt auch zum ersten Mal eine echte Schweizer Rockmusikgrösse ans Rock am Weier. So heisst es zumindest von den Organisatoren. Was halten Sie davon?
Sarbach: Baschi, die erste echte Schweizer Rockmusikgrösse? Nein, das stimmt so nicht. Am Rock am Weier waren etwa auch schon Endo Anaconda mit Stiller Has. Oder Faber. Aber klar, Baschi ist ein super Entertainer. Ich werde sicher zuschauen.
Inhelder: Bei der letzten Probe haben wir diskutiert, ob wir es nun gut oder schlecht finden, dass Baschi ans Rock am Weier kommt.
Und zu welchem Schluss sind Sie gekommen?
Inhelder: Wir waren zwiegespalten. Beim Rock am Weier geht es ja auch darum, unbekannten, lokalen Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne zu geben. Ein Gedanke war, dass Leute aus der weiten Umgebung nur wegen eines Gratis-Baschi-Konzerts anreisen und danach gleich wieder gehen. Das wäre schade. Aber wahrscheinlich ist diese Sorge unberechtigt. Wahrscheinlich bringt Baschi einfach mehr Leute an den Wiler Weier, die hier wiederum neue Bands entdecken.
Sarbach: Das Rock am Weier ist inzwischen nicht mehr nur eine Kulturveranstaltung. Es ist ein regelrechtes Volksfest. Jedes Jahr kommen mehr Leute. Darum musste auch das Gelände abgesperrt werden. Aus Sicherheitsgründen. Der Zaun ist aber gleichzeitig eine kleine Hürde. Das Open Air ist damit nicht mehr ganz so offen, auch wenn es nach wie vor gratis ist. Es stellt sich schon die Frage, ob der Andrang eines Tages so gross sein wird, dass Gäste abgewiesen werden müssen, weil es keinen Platz mehr hat. Das wäre natürlich schade.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Rock am Weier?
Inhelder: Dass es noch lange fortbestehen wird. Wir wollen alle zehn Jahre am Rock am Weier spielen.
Sarbach: Vielleicht können wir ja eines Tages mit unseren Enkeln ans Rock am Weier? Das wäre grossartig. (lacht)
Inhelder: Das wäre noch besser, klar. Ich wünsche mir aber auch, dass das Festival gratis bleibt. Auch die jetzige Grösse finde ich gerade gut. Grösser muss es meinetwegen nicht mehr werden.
Sarbach: Für mich ist auch die Hauptsache, dass das Festival fortbesteht. Davon profitiert nicht nur die Kulturszene, sondern auch Gewerbe, Gastronomie, Hotellerie und schlussendlich die Gemeinschaft. Es ist ein Event, für den Leute anreisen und für manche mit ein Grund, warum sie gerne in der Region Wil leben.
Quelle: Wiler Zeitung, Aylin Erol, 14.6.2023