Stadtsaal Wil: Neuer Pächter soll Vereine stärker berücksichtigen

Der Stadtsaal Wil sucht einen neuen Pächter. Nach zehn Jahren läuft der Pachtvertrag mit der Migros Ostschweiz per Ende 2024 aus. Michael Sarbach von der Fraktion «GRÜNE prowil» setzt sich dafür ein, dass lokale Vereine in Zukunft wieder mehr vom Stadtsaal profitieren können.

In den letzten zehn Jahren konnten die Vereine aus Wil den Stadtsaal nicht so nutzen, wie sie es von der Zeit davor gewohnt waren. Nachdem Ruedi Wiesli die Verantwortung per Anfang 2015 der Migros Ostschweiz übergeben hatte, änderte sich so einiges. Durften die Vereine die Küchen des Stadtsaals während der 17-jährigen Amtszeit von Wiesli noch selbst nutzen, so galt unter der Führung der Migros die Devise: Privatpersonen haben in der Küche nichts zu suchen. Diese Tatsache hat sich in den vergangenen Jahren negativ auf die Vereinskassen ausgewirkt, da Einnahmen aus der Gastronomie ausblieben.

Wunsch nach mehr Lokalität

Kantonsrat Michael Sarbach sieht in dem bevorstehenden Pächterwechsel eine grosse Chance. Der Wiler Stadtsaal soll wieder mehr für die hiesige Bevölkerung und vor allem die Vereine zugänglich werden. Dabei bezieht er sich auch auf das Versprechen, das der Stadtrat der Bevölkerung vor der Abstimmung über den Bau des Stadtsaals gegeben hatte. Gemäss seiner Aussage wurde den Wählerinnen und Wählern versprochen, dass der Stadtsaal ein Gebäude für Wiler sein soll. «Primär für Wiler, sekundär für kommerziellen Nutzen», präzisiert Sarbach.

Die letzten zehn Jahre hätten nun aber gezeigt, dass dem nicht so ist. Sarbach betont, dass der Stadtsaal «mittlerweile mehr kommerziellen Interessen» dient. Da können lokale Vereine nicht mithalten. Aktuell dürfen sie bei Anlässen nicht mehr selber wirten. Ein Zustand, der gemäss Sarbach nicht tolerierbar ist, da so die wichtigsten Einnahmen verloren gehen. Das alles hat zur Folge, dass viele Veranstaltungen von Wiler Vereinen nicht mehr in Wil stattfinden können. Als Beispiel nennt Sarbach die Wiler Semphoniker, die ihre Fasnacht in Rickenbach veranstalten.

Kein klares Bekenntnis vom Stadtrat

In einer Interpellation hat Sarbach sein Anliegen unlängst beim Stadtrat hinterlegt. Mit den Antworten auf seine Fragen ist er jedoch nicht zufrieden. Zu «schwammig» seien diese. Zudem hätte er sich ein klares Bekenntnis gewünscht, in dem der Stadtrat den Vereinen zusichert, dass sie den Stadtsaal zukünftig wieder selbst bewirtschaften können. «Ich bin enttäuscht vom Stadtrat. Die Chance wurde nicht genutzt», führt Sarbach aus und bezieht sich dabei auf das fehlende Bekenntnis des Stadtrats zu den Wiler Vereinen.

Einen anderen Ansatz sieht er darin, dass man einen ähnlichen Weg wie in der Tonhalle einschlägt: «Dort leistet die Stadt einen Beitrag für vergünstigte Anlässe der Vereine.» Weiter betont Sarbach: «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.» Das Problem sieht er aktuell aber in der Tatsache, dass der Stadtrat nicht gewillt ist, sich für die Wiler Vereine einzusetzen. Zu verlockend sei es, die Führung einem kommerziell orientierten Betreiber zu überlassen, da dadurch auch weniger administrative Aufwände anfallen.

Stand heute hat die Stadt Wil den Auftrag für den Stadtsaal noch nicht ausgeschrieben.

Quelle: Wiler Zeitung / Tagblatt, Manuel Fässler, 10.3.2024, Bild: Wiler Zeitung

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